Rifting im oestlichen Neuseeland und Beginn des Aufbruchs zwischen Neuseeland und der Westantarktis: Ergebnisse der Sonne-Fahrt SO-169
Die Prozesse, die zum intrakontinentalen Rifting und nachfolgenden Abbruch führen und ihn begleiten, sind weiterhin nur teilweise verstanden. Neueste plattentektonische Rekonstruktionen des Südpazifiks zeigen, dass der kretazische Abbruchprozess von Neuseeland und der Westantarktis in sehr unterschiedlichen Phasen und Zeiten abgelaufen ist. Ein erstes Rifting zwischen dem Chatham Rise und dem östlichen Marie Byrd Land bzw. dem westlichen Thurston-Island-Block der Antarktis fand um 90 Ma statt (Abb. 1), nachdem vermutlich die Kollision des Hikurangi Plateaus mit dem kontinentalen Chatham Rise den proto-pazifischen Subduktionsvorgang entlang des damaligen Nordrands von Neuseeland beendete. Das benachbarte Campbell Plateau trennte sich von Marie Byrd Land erst um 83 Ma. Der dazwischen liegende Zeitraum ist durch enorme Extensionsprozesse der neuseeländischen Kruste gekennzeichnet, welche den Bounty Trog (zwischen Campbell Plateau und Chatham Rise) und das Great South Basin (Campbell Plateau) als breite und tief ausgelegte Sedimentbecken formieren ließen.Als Teil des Projekts CAMP wird mit den während der Sonne-Fahrt SO-169 (Jan./Feb. 2003) gewonnenen geophysikalischen Daten der Fragestellung nachgegangen, welche Rolle der Bounty Trog und das Great South Basin sowie das Campbell Plateau für den kontinentalen Abbruchprozess spielten. Über beide Becken und Abschnitte des Plateaus sind sowohl reflexionsseismische als auch Weitwinkelreflexions- und Refraktionsprofile mit Ozeanboden-seismographen (OBS) vermessen worden (Abb. 2). Die OBS-Systeme sind im Abstand von jeweils ca. 15 km zueinander entlang zweier Profile abgesetzt worden und haben Airgun-Signale im nominellen Schussabstand von 150 m registriert.Landwärts wurde das Great-South-Basin-Profil mit weiteren seismischen Registriereinheiten verlängert. Begleitet wurden alle Schiffsprofile mit Gravimetrie- und Magnetfeld-Registrierungen. Die Auswertung der neu gewonnenen Daten wird unterstützt von weiteren, meist älteren reflexionsseismischen und Potentialfelddaten, die vom GNS zur Verfügung gestellt werden. Das Ziel ist, Modelle der Krustenentwicklung der Becken und der submarinen kontinentalen Plateaus zu entwickeln, die den Zusammenhang mit den Rift- und Abbruchprozessen erklären helfen.Die seismischen Laufzeitdaten der OBS-Aufnahmen (Abb. 3) sind zu Geschwindigkeits-Tiefenmodellen invertiert worden, die für den Bounty Trog Krustentiefen von 12-14 km unter dem Meeresboden aufzeigen (Abb. 4). Die Krustenmächtigkeiten steigen zum Chatham Rise bis auf 24 km und im Bereich der Bounty Platform des Campbell Plateaus bis auf 22 km an. Die Sedimente erreichen innerhalb des Trogs Mächtigkeiten bis zu 3.5 km. Die Mächtigkeit der kristallinen Kruste des Bounty Trogs sowie die Verteilung der durchschnittlichen Krustengeschwindigkeiten entlang des Profils lassen zu diesem Zeitpunkt noch keine Schlussfolgerung bzgl. eines extrem gedehnten kontinentalen oder ozeanischen Charakters des zentralen Bounty Trogs zu. S-Wellen- und Poisson-Verhältnis-Modelle und eine Diskussion der Ergebnisse der petrologischen und geochemischen Beprobung aus SO-168 und dieser Fahrt (K. Hoernle und R. Werner, IFM-GEOMAR) können hier weiterhelfen.Die bisher modellierten Krustenmächtigkeiten für das Great South Basin und das zentrale Campbell Plateau liegen zwischen 19 und 26 km, wobei die Sedimente im Great South Basin Mächtigkeiten bis zu 7 km erreichen.
Helmholtz Research Programs > MARCOPOLI (2004-2008) > MAR2-Palaeo Climate Mechanisms and Variability