Die Arktis: Mythen und Wahrheit - ein Überblick aus Sicht der Geowissenschaften
In der Öffentlichkeit wird der Begriff "Arktis" allgemein mit dem geografischen Nordpol gleichgesetzt. Diese Begriffsverwirrung führt zu zahlreichen Fehlinformationen hinsichtlich Rohstoffvorkommen und der damit verbundenen aktuellen politischen Diskussion zur Erweiterung der Wirtschaftszonen. Geografisch gesehen beginnt die Arktis nördlich des Polarkreises und umfasst nicht nur den arktischen Ozean sondern auch riesige Landgebiete (Sibirien, Nordkanada, Alaska, Grönland, Spitzbergen) mit entsprechenden Rohstoffvorkommen, Industrie und Bevölkerung. Der geografische Nordpol selbst liegt mitten im arktischen Ozean bei einer Wassertiefe von ca. 4000 m. Geophysikalische Daten zeigen, dass dieses Gebiet eine ausgedehnte Tiefsee-Ebene ist, mit einer Sedimentbedeckung von etwas mehr als 2000 m und somit aus geowissenschaftlicher Sicht kein spektakulärer Ort auf unserem Planeten ist. Im Sommer ist der Nordpol mit eisgängigen Schiffen erreichbar. Als erstem Überwasserschiff gelang dies am 17. August 1977 dem russischen Atomeisbrecher Arktika. Die erstenkonventionell angetriebenen Eisbrecher ODEN (Schweden) und POLARSTERN (Deutschland) erreichten diesen Punkt am 4. September 1991. Heute kann man ohne Probleme eine Passage zum Nordpol auf einem russischen Atomeisbrecher buchen und in weniger als einer Woche ist man am Ziel. In den letzten Jahren tauchte die Arktis aufgrund von Meldungen über Rohstoffvorkommen, politisch motivierten Forderungen und nicht zuletzt unerwartet starken Veränderungen der Meereisbedeckung immer ieder in den Medien auf. Dieser Beitrag beschränkt sich auf die gesicherten wissenschaftlichen Fakten über die Arktis. Ein Schwerpunkt sind die Resultate einer wissenschaftlichen Tiefbohrung aus dem Jahr 2004, die zeigen, daß der arktische Ozean vor ca. 50 Millionen Jahren Oberflächen-Wassertemperaturen von mehr als 20°C hatte. Unklar bleibt, wann die massive Vereisung dieses Ozeans begonnen hat und damit, ob wir uns heute in einer klimatisch "normalen" oder "anormalen" Phase der Wrdgeschichte befinden. Die wirtschaftlichen Konsequenzen, die ein Verschwinden des polaren Meereises haben könnte, sind ein weiterer Aspekt sowie die hiermit inZusammenhang zu sehenden territorialen Ansprüche der arktischen Anrainerländer.