Athleten des Meeres: Zur Ökophysiologie pelagischer Kalmare
Die größten wirbellosen Tiere, Riesenkalmare der Gattung Architeuthis, haben die Phantasie des Menschen beflügelt, seit er die Meere befährt. Sie und ihre kleineren Vettern sind die einzigen großen Invertebraten, die das Pelagial, den freien Wasserkörper der Ozeane, als Lebensraum erobert haben und dort eine Position im Ökosystem und in den Nahrungsketten einnehmen, die der von marinen Vertebraten (Fischen und Meeressäugern) vergleichbar ist. Über das Leben der Kalmare ist vor allem dann wenig bekannt, wenn sie wie der Riesenkalmar ein dem Menschen weitgehend verborgenes Leben in der Tiefsee führen. Unsere Kenntnisse sind umfangreicher bei kleineren Formen, die zumindest einen Teil ihres Lebens in den Schelfmeeren und dort in Küstennähe oder in den oberen Wasserschichten verbringen. Einige dieser Arten haben aufgrund der hohen Populationsdichten auch erhebliche fischereiwirtschaftliche Bedeutung erlangt. Diese Kalmare sind in der Regel sehr muskulös und zeigen ein Aktivitätsniveau, das dem ähnlich großer Fische vergleichbar ist oder sogar darüber hinausgeht. Sie schwimmen überwiegend nach dem Rückstoßprinzip, einer energetisch aufwendigen Fortbewegungsweise. Dementsprechend zeigt ihr aerober Stoffwechsel die höchsten Umsatzraten, die bei marinen Invertebraten gefunden wurden, höher auch als die von Fischen vergleichbarer Größe und Lebensweise. Die physiologischen Merkmale, die den Kalmaren der Schelfmeere ihre hohe Leistung ermöglichen und ihnen ihre Position im Ökosystem des Pelagials sichern, sind Gegenstand dieses Übersichtsartikels. Darüber hinaus werden Mechanismen vorgestellt, die es Kalmaren in verschiedenen Lebensträumen ermöglicht haben, die Maximierung ihres Energieverbrauches zu begrenzen. Copyright © 1994 Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim