Erstmalige erfolgreiche Beprobung subglazialer See-Sedimente vom inneren Kontinentalschelf der Antarktis.
Subglaziale Seen sind unter dem Antarktischen Eisschild weit verbreitet. Sie bilden eine Quelle von subglazialem Schmelzwasser und modulieren weitgehend die Fließgeschwindigkeiten des überlagernden Eisstromes. Der Ausbruch von subglazialem Schmelzwasser am Rande des Eisschildes kann die globale ozeanographische Zirkulation, den Meeresspiegelanstieg und geochemische Zyklen beeinflussen. Trotz ihrer Bedeutung sind subglaziale Seen eine der am wenigsten erforschten Umgebungen auf unserem Planeten. Ihre Auswirkungen auf die Dynamik der Eisbedeckung und ihr Potential primitives aber autarkes Leben zu beherbergen, sind weitgehend schlecht charakterisiert. Wir präsentieren den ersten direkten Beweis für einen paläo-subglazialen See auf dem antarktischen Kontinentalschelf. Sedimentablagerungen beweisen, dass subglaziales Schmelzwasser während oder kurz nach der letzten Eiszeit unter dem Antarktischen Eisschild vorhanden war und erst bei der Enteisung entleert wurde. Im Pine Island Bay (Amundsen Sea Embayment, ASE) haben wir zum ersten Mal in der Antarktis mehr als drei Meter dieser typischen Sedimentfazies, die auf wenig dynamische Ablagerungsbedingungen in einem subglazialen See schließen lassen, beprobt. Niedrige Chloridkonzentrationen im Porenwasser des Sedimentkernes und diffus-advektive Modellierung der zeitlichen Entwicklung dieser Chloridkonzentrationen im Porenwasser zeigen eindeutig die Genese der Sedimente in einem subglazialen, schmelzwassergefüllten See. Basierend auf bathymetrischen Daten können wir zeigen, dass die Lage des subglazialen Sees mit einer prognostizierten Verteilung von subglazialen Seen in diesem Gebiet übereinstimmt. Dieser Befund ermöglicht Modellierungsstudien der Eisdynamik bei bekannter Geometrie des Eisuntergrundes, des Volumens der subglazialen Seen, der Eigenschaften des unterlagernden Substrates und der Form des Eisstroms. Dies ist besonders wichtig für den Pine Island Gletscher, der als "Weak Underbelly" des Westantarktischen Eisschildes (WAIS) gilt. Bisher wurde nur die Eis/Wasser Grenzfläche im subglazialen Wostoksee und wenige Zentimeter diamiktischen Sedimentes vom Whillans-See beprobt. Ansonsten wurde das antarktische subglaziale hydrologische System durch Fernerkundung und numerische Modelle rekonstruiert und die Anzahl der potenziellen subglazialen Seen auf mehr als 12000 geschätzt. Unsere Studie liefert nicht nur den ersten Nachweis für eiszeitliche subglaziale Seen und Beprobung dieser Sedimente in der Antarktis, sondern auch einen Rahmen für weitere Untersuchungen dieser einzigartigen subglazialen See-Umgebung in einer kostengünstigen Variante durch Schiffsexpeditionen auf dem saisonal eisfreien inneren Kontinentalschelf.
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