Stratosphärische Ozonabbauraten aus den Ozonsondendaten der EASOE-Kampagne im Winter 1991/92
Um aus vielen punktuellen Ozonprofilmessungen die Geschwindigkeit des chemischen Ozonabbaus zu bestimmen, wurde das Konzept der quasi-Lagrangeschen Messung von Ozonmischungsverhältnissen eingeführt. Dabei werden geeignet definierte Luftpakete entlang ihrer horizontalen und vertikalen Bewegung im Strömungsfeld der Atmosphäre verfolgt und solche Pakete ermittelt, in denen mehr als eine Ozonmessung stattgefunden hat. Indem die beiden gemessenen Ozonmischungsverhältnisse zur sonnenbeschienenen Zeitspanne zwischen den Messungen in Relation gesetzt werden, läßt sich die Ozonabbaurate im Paket berechnen.<br><br>Mit den Ozonsondenaufstiegen der EASOE-Kampagne konnte gezeigt werden, daß dieses Konzept innerhalb des polaren Vortex sehr gut geeignet ist, Ozonabbauraten aus punktuellen Sondenmessungen zu berechnen, und daß damit ein wesentlich detaillierteres Bild der Ozonabbaurate gewonnen werden kann, als dies mit bisherigen Verfahren möglich ist. So konnte erstmals ein eindeutiger Beweis für schnellen chemischen Ozonabbau in der spätwinterlichen arktischen Stratosphäre gegeben werden. Die Entwicklung der Ozonabbaurate konnte zeitlich und bedingt auch nach Vortexbereichen aufgelöst werden.<br><br>Der Ozonabbau erreichte im EASOE-Winter mit zeitweise 1,5 %/Tag (0,24 %/Sonnenstunde) nahezu gleiche Geschwindigkeit wie in antarktischen Wintern. Der Unterschied des arktischen Ozonabbaus, der bisher ein 'arktisches Ozonloch' verhindert hat, liegt in der verhältnismäßig kurzen Zeitdauer der Ozonabbauperiode, die im EASOE-Winter etwa 5 Wochen betrug. In diesem Zeitraum kann in einem engen Höhenbereich um knapp 20 km Höhe das Ozon zu etwa 30% zerstört werden.<br><br>